Holzminden: Ministerium greift durch – Streckensperrung vom Tisch

Die Posse um die geplanten Streckensperrungen in Holzminden ist beendet. Es wird keine Streckensperrungen und Fahrverbote geben.
25.04.2024
| Lesezeit ca. 3 Min.

Fahrverbote und Streckensperrungen in Holzminden vom Tisch

Der Landkreis Holzminden hat den geplanten Fahrverboten auf bei Motorradfahrern beliebten Straßen nach der Demo am vergangenen Wochenende und nach Intervention des niedersächsischen Verkehrsministeriums eine Absage erteilt.
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Nach monatelangen Diskussionen, nicht nur um die Sinnhaftigkeit, sondern auch der Legalität der vom Landkreis geplanten Verbotsmaßnahmen, hat das Ministerium nun signalisiert, diese Maßnahmen nicht mittragen zu wollen. Im Vorfeld hatte ein Ministeriumssprecher bereits gesagt, Fahrverbote würde nichts bringen, wenn schon die erste Klage alles wieder zu Fall bringen würde. Eine solche Klage war vom Bundesverband der Motorradfahrer (BVMD) bereits seit Längerem angekündigt worden.
Im Rahmen der Prüfungen der verkehrsrechtlichen Anordnungen hat das niedersächsische Verkehrsministerium mündlich signalisiert, dass es die Entscheidung für die geplanten Sperrungen an verschiedenen Sonntagen zwischen Holzen und Grünenplan und auf der Landesstraße L580 zwischen Rühle und Golmbach nicht mittragen würde. Auch wenn eine schriftliche Stellungnahme dazu beim Landkreis noch nicht vorliegt, ist die ablehnende Haltung des als Fachaufsicht zuständigen Ministeriums in weiteren Gesprächen bekräftigt worden.
Landkreis Holzminden

Der Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung

Grundlage der geplanten Verbotsmaßnahmen war ein 100.000,-- Euro teures Gutachten und Vorschläge, die der Lobbyverein „Deutsche Umwelthilfe e.V“, finanziert vom niedersächsischen Umweltministerium, erstellt und dem Kreistag Holzminden vorgelegt hatte. Was bleibt, ist ein teures Gutachten, in dem Maßnahmen vorgeschlagen werden, die rechtlich entweder von vornherein unhaltbar gewesen wären (an Geräuschemission gekoppelte Fahrverbote wie in Tirol) oder bei denen absehbar war, dass sie mit der ersten Klage wieder vom Tisch gewesen wären. Der von der „Deutschen Umwelthilfe“ vorgestellte Maßnahmenkatalog entpuppt sich nun als das, was es von vornherein war – ein vom Steuerzahler gut finanziertes Beschäftigungsprogramm für einen Lobbyverein, das weder die rechtlichen Voraussetzungen für die geforderten Maßnahmen noch den berechtigten Interessenausgleich zwischen Bikern und Anwohnern in den Blick nimmt. Das Geld der Steuerzahler, zu denen selbstredend auch Motorradfahrer gehören, hätte an anderer Stelle sicher besser eingesetzt werden können (Stichwort: Unterfahrschutz an Leitplanken), als für ein Gutachten, das das Papier nicht wert ist, auf dem es geschrieben wurde.

Steuergelder verschwendet, Geduld der Bürger auf die Probe gestellt

Dass die geplanten Streckensperrungen vom Tisch sind, ist positiv. Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch. Die Gesprächsangebote von Bikern und Interessenverbänden wurden bisher nicht angenommen. Nicht vom Tisch sind die geplanten Geschwindigkeitstrichter an Ortsein- und Ortsausgängen sowie Tempobegrenzungen innerorts, so Verkehrsdezernentin Stefanie Ahlborn. Landrat Michael Schünemann betont dabei, dass sowohl das Recht auf freie Fahrt als auch das Ruhebedürfnis der Anwohner wichtige Anliegen seien und sagt: „Ich kann nur dafür werben, dass sowohl Motorradfahrer als auch Anwohner Verständnis für die jeweilige Gegenseite haben“. Bleibt zu hoffen, dass nach dieser sehr teuren Posse, die politisch Verantwortlichen aus der Sache gelernt haben und bei zukünftigen Vorhaben nicht nur mit öffentlich finanzierten Lobbyvereinen und Anwohnern reden, sondern mit allen Betroffenen in einen zielführenden Dialog treten. Denn nicht nur für die von den Streckensperrungen betroffenen Motorradfahrer und Unternehmen, sondern auch für lärmgeplagte Anwohner wäre eine rechtssichere, auf Ausgleich und Verständigung bedachte Lösung des Problems im besten Interesse.
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Top-Kommentare
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MotoFan123
26.04.2024 16:30


Endlich mal eine vernünftige Entscheidung! Die geplanten Streckensperrungen hätten nur für mehr Ärger gesorgt. Gut, dass das Verkehrsministerium ein Auge darauf geworfen hat und nicht einfach blindlings Maßnahmen durchdrückt, die am Ende rechtlich sowieso keinen Bestand gehabt hätten. Das zeigt mal wieder, wie wichtig es ist, dass alle Seiten gehört werden und nicht nur irgendwelche Lobbyisten. Was mich aber echt ärgert, ist die Verschwendung von Steuergeldern für ein Gutachten, das letztendlich zu nichts geführt hat. Da hätten wir Biker bestimmt ein paar bessere Vorschläge gehabt, wie man das Geld sinnvoller einsetzen kann. Hoffentlich lernen die Verantwortlichen daraus und in Zukunft wird mehr auf Dialog gesetzt statt auf teure Gutachten, die nix bringen.
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28.04.2025 17:04


Und dann noch diese ewige Diskussion um die Geräuschemissionen der Motorräder. Sicher gibt es unter uns ein paar graue bis schwarze Schafe, aber die Majorität liegt doch nunmal bei den, ich sag mal "vernünftigen" Fahrern, die nicht an jedem Ortsausgangsschild ihre Mühlen bis zum Anschlag aufdrehen. Unter den Autofahrern gibt es nun mal auch ein paar Unbelehrbare, die mit offenen Anlagen durch die Lande brausen und die Gehörgänge Ihrer Mitmenschen über Gebühr beanspruchen. Es wäre sicher sinnvoller, mit gezielten Kontrollen diejenigen abzufischen, die mit manipulierten Anlagen aus der Reihe tanzen und diese dann entsprechend zur Raeson zu bringen, statt mit jeder Menge Schilder die Landschaft zu verhunzen und uns zu unattraktiven Umwegen zu zwingen.
Die 100 Tsd €, die für dieses sinnlose Gutachten aus dem Fenster bzw. in den Rachen der DUH geworfen wurden, wären sicherlich besser investiert gewesen, wenn man präventiv Aufklärungarbeit geleistet oder entsprechende Kontrolllmechanismen entwickelt hätte.
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.
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28.04.2025 16:23


Der Zwischensatz "ein vom Steuerzahler gut finanziertes Beschäftigungsprogramm für einen Lobbyverein" trifft genau des Pudels Kern. 
Wenn man sich den ganzen Blödsinn um den Feinstaub - siehe Düsseldorfs Busspuren- ansieht, kann man nur die Krätze kriegen.
Die Grenzwerte für diese ganzen Messungen sind derart aus der Luft gegriffen, dass sie keinen Bezug zur Realität haben. Mit einer Zigarette, einer Kerze oder sonstwas, erzeuge ich mehr Stäube im heimischen Wohnzimmer als im Verkehr zulässig. Andere Länder hängen Ihre Meßgeräte an schöne, windige Passagen und wir Deutsche natürlich in den Kreuzungsbereich von Hauptstraßen. An Arbeitsplätzen hat man höhere zulässige Werte als draußen. Sorry, aber das passt nicht zusammen und dieser Umwelthilfe die Gemeinnützigkeit entzogen.
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.
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Emil
25.04.2024 16:53


Ein klassisches Beispiel, wie man mit viel Tamtam und noch mehr Kohle am Ende doch nur ein teures Kaminanzünder-Gutachten produziert. 🙄
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SteveMC
28.04.2024 11:40


Endlich mal jemand, der einlenkt! Steuergelder für Unsinn rauszuhauen ist auch keine Kunst. Mehr Unterfahrschutz bitte!
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25.04.2024 16:49


Moin, war an letzten Sonntag 21.04.2024 bei der Demo mit dabei gewesen. Was mir bei meinem Gesprächen aufgefallen ist, dass fast alle eine Hasskappe auf die DUH haben. Warum ? Dass weiß jeder, der sich damit beschäftigt. Meiner Meinung nach, ist es gut, dass dieses sogenannte "Pilotprojekt Holzminden "von Tisch ist. Und das dieser DUH abgestraft werden muss. Sag nur 100 000 Euro Steuergelder verschwenden. Es sollte ein Bürgerdialog stattfinden wo Anwohner und Motorrad Fahrer miteinander reden sollten. Was meiner Meinung nach eh nicht passieren wird. Leider. Fahre 1-2 mal in Monat Rühler Schweiz Grünerplan ,und quer durch das WBL,was geil zu fahren ist. Mir ist dabei aufgefallen, dass alle Biker die ich getroffen haben, bzw mit zusammen gefahren bin zivilisiert gefahren sind. Könnte jetzt noch weiter ausholen, dass würde hier glaube ich, den Rahmen sprengen. Wünsche euch allen eine geile Zeit auf eurem Motorrädern, und ride safe. Dlzg Franky
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RoadGlide59
29.04.2024 19:51


echt ne Posse, wieviel Kohle hier für nix verbraten wurde! und am Ende hat der gesunde Menschenverstand doch noch gesiegt. Biker und Anwohner müssen zusammenfinden, statt Geld für windige Studien rauszuhauen.
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WernerR
07.05.2024 18:57


Mal wieder typisch, wie hier mit Steuergeldern umgegangen wird. Ein Haufen Geld für ein Gutachten ausgegeben, das am Ende keiner braucht. Hätte man das Geld nicht besser in die Sicherheit der Straßen investieren können? Zum Beispiel in den schon erwähnten Unterfahrschutz an Leitplanken, damit wir Biker auch etwas von dem ganzen Zirkus hätten. Aber nein, lieber wird das Geld in Wind geschossen. Da fragt man sich, wer hier eigentlich die Entscheidungen trifft. Ein Hoch auf die Bürokratie!
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KlausM
03.05.2024 10:03


Typisch, Geld für sinnlose Gutachten rausgehauen, statt in Sicherheit zu investieren.
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Turborider92
29.04.2024 13:41


Endlich mal ein Sieg der Vernunft! Steuergelder könnten echt besser genutzt werden.