Höhere Bußgelder für Verkehrssünder kommen

Nun kommt er doch – der neue Bußgeldkatalog. Dies bedeutet vor allem höhere Bußgelder.
08.10.2021
| Lesezeit ca. 3 Min.
Adobe Stock
Aufgrund eines Formfehlers konnten neue Regeln für den Bußgeldkatalog im Jahr 2020 nicht umgesetzt werden. Diese sahen unter anderem schärfere Fahrverbote vor. Es folgte ein Hin und Her, das sich über fast ein Jahr zog bis sich Bund und Länder im April 2021 endlich auf einen Kompromiss einigen konnten. Dieser Kompromiss wurde heute im Bundesrat verabschiedet. Nun fehlt nur noch die Unterschrift von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Die Änderungen treten dann laut Verordnung drei Wochen nach der Verkündung in Kraft.
infotainment

Motorradfahrer aufgepasst

Auch wenn die schärferen Fahrverbote wieder zurückgenommen wurden, kommen nun deutlich höhere Geldstrafen auf die Verkehrsteilnehmer zu. Das Befahren der Rettungsgasse kostet dann zwischen 200 und 320 Euro und zieht ein Fahrverbot von einem Monat nach sich und steht somit auf einer Stufe mit dem Versäumnis eine Rettungsgasse zu bilden. Das Verursachen unnötigen Lärms kann mit bis zu 100 Euro zu Buche schlagen. (Verstöße im Überblick)

Höhere Bußgelder = mehr Verkehrssicherheit?

Durch strengere Vorschriften soll für mehr Verkehrssicherheit gesorgt werden. Was den Bußgeldkatalog angeht, so kennt der Gesetzgeber ohnehin nur eine Richtung. Der ADAC meldet auch für 2021 erneut einen Rückgang an Unfällen und Verkehrstoten. Die Anzahl an Verkehrstoten je 100.000 Kfz sank seit 1990 von 25,3 auf 5,3 in 2019. Dies entspricht einem Rückgang von rund 79%. Auch die Verkehrssicherheit von Motorradfahrern hat sich im Laufe der Jahre verbessert. Waren 2000 noch 945 Verkehrstote Zweiradfahrer gemeldet, so waren es in 2020 noch 499. Dennoch bleiben Motorradfahrer eine besonders gefährdete Gruppe. Kracht es, so kommt es mangels Knautschzone deutlich häufiger zu schweren Verletzungen. Häufig wird dabei vergessen, dass rund 70% aller Motorradunfälle durch Autofahrer verschuldet werden. Inwieweit der Bußgeldkatalog einen Beitrag zur Verkehrssicherheit geleistet hat darf spekuliert werden. Einen besseren Schutz für Motorradfahrer sieht er jedoch nicht vor.

Ein Blitzer generiert bis zu sechs Millionen Euro

Dass Kontrollen häufig an übersichtlichen und vermeintlich gefahrlosen Strecken, die zum zügigen Fahren verleiten vorgenommen werden und nicht an Gefahrenstellen wie Kindergärten oder Schulen, scheint der Verkehrssicherheit jedoch wenig zuträglich zu sein. Geblitzt wird dort, wo der Umsatz stimmt, also vorzugsweise auf großen Straßen mit viel Verkehr. Unverständlich ist, dass das Geld bei Land, Kreis und Kommunen landet und eben nicht in Verkehrssicherheit investiert wird. Somit sollen Verbote und Strafen durch Abschreckung für Verkehrssicherheit sorgen, eigentlich möchte man aber doch mit dem eingenommenen Geld nur den Haushalt sanieren. Die Summen die dabei generiert werden sind alles andere als unerheblich. Ein einziger fest installierter Blitzer auf der A 2 bei Bielefeld generiert einen Jahresumsatz von bis zu sieben Millionen Euro, wohlgemerkt vor der Bußgelderhöhung. Zukünftig dürfte es noch deutlich mehr sein.
Jetzt mitreden – deine Meinung zählt!
Schon dabei? und mitdiskutieren!
WYSIWYG-Editor, text_commentForm_684c36859d1ed
Dein Kommentar wird gespeichert...
Kommentare (12)
avatar
01.06.2025 21:58


Verkehrssicherheit innerorts, vor allem vor Schulen und Kindergärten oder Spielstraßen ist ein absolutes Muß. Auch Geschwindigkeitskontrollen in diesen Bereichen sind erforderlich und zu akzeptieren. Muss man aber auf einer schnurgeraden Straße ohne Kreuzungen, Einmündungen etc. regelmäßig einen Blitzer installieren? Da geht es wohl eher um Auffüllung des Haushaltsetats als um Sicherheitsbelangen.
1 Antwort
avatar
01.06.2025 22:13


Aus meiner Sicht ist es vor Schulen, Pflegeheimen, Straßen mit Schrittgeschwindigkeit richtig, dass hier verschärft kontrolliert wird. Denke es will niemand, dass ein Kind oder/und alte Menschen angefahren werden nur weil es manchen nicht schnell genug geht. Ebenso bei Straßen mit Rechts vor Links, ich wohne selbst in so einer Straße, was hier zum Teil passiert, geht auf keine Kuhhaut. In diesen Fällen sollte es richtig harte Strafen geben, es muss weh tun, ansonsten ändern doch die meisten nichts. Ganz schlimm die schweren und hochmoterisierten Fahrzeuge wo Papa bezahlt. Hier würde ich für immer den Füherschein entziehen.
avatar
01.06.2025 18:46


Bei uns wird schon vor Schulen und Kindergärten geblitzt und das regelmäßig. Wenn man allerdings die Geschwindigkeit auf der Autobahn oder Landstraße sieht, da sind die Schilder doch eher Empfehlungen. Scheinbar müssen die Strafen noch höher werden, so wie in Norwegen und wer in Baustellen rast und die Arbeiter gefährdert, zahlt das doppelte.
3 Antworten
avatar
01.06.2025 18:56


Wenn bei überhöhter Geschwindigkeit wenigstens das Handy aus der Hand gelegt und der Sicherheitsabstand eingehalten werden würde, wäre das schon viel wert. Aber abgesehen davon, dass die Schilder nur noch als Empfehlung wahrgenommen werden, so gilt gleiches für die Fahrbahnmarkierungen. Frei nach dem Motto: Deine Seite ist meine Seite und ich fahre wo ich will. 🙄
Geduld ist eine Tugend, die so wenige noch besitzen. 
1 Antwort
avatar
01.06.2025 22:19


Egoismus in voller Blüte, erst komme ich, dann kommt lange nichts, dann kommt ein Misthaufen, dann vielleicht Andere!
avatar
01.06.2025 18:56


immer eine frage von ursache und wirkung. ich kann dir einen apfel geben oder dir die hand abhacken wenn du dir einen klaust, weil du verhungerst. innerorts und vor schulen bist du ganz auf meiner linie, aber es gibt nicht einen grund wieso auf gerade strecke, autobahn 6 spurig, bedarfszeichen auf 100 zum blitzen aktiviert werden, wieso in einer baustelle in der 80 gefahren wurde, heute 60, 50 oder teilweise 30 angeschlagen ist, wieso auf einer vierspurigen bundesstraße 50 an einer ausfahrt reglementiert wird... das gab es früher alles auch nicht... gefühlt 50 % aller tempolimits sind "straßenschäden"... merkste was? es ging viele jahrzehnte auch ohne diese überreglementierungen und die tpyen die "härtere strafen" fordern... den die jungs, die da langballern... die kriegste damit auch nicht... sondern wieder nur die normalos, die was übersehen haben... 
Viele tempolimits  dienen doch heute gar nicht der sicherheit, sondern der umerziehung, der hinderung des verkehrsflußes und der umsetzung grüner ideologien.. und dafür forderst du höhere Strafen? dann bitte auch für zu schnelles atmen, wenn du die treppe hoch steigst...
Volle Haare, voller Tank, alles andere wird sich zeigen.
4 Antworten
avatar
01.06.2025 19:19


Natürlich geht’s um Umerziehung – klar! Mich haben sie am Muttertag auf einer schnurgeraden Landstraße mit minimalem Verkehr erwischt. Nicht, dass ich ein Raser wäre – aber 15 km/h mehr hat man schneller auf dem Tacho als man „Radar“ sagen kann. Die eigentliche Umerziehung läuft aber über ein ganz anderes Programm: das Baustellen-Erziehungsmodell! Erstmal wird großflächig abgesperrt – anfangen mit der Baustelle? Ach was, das hat Zeit. Wir üben Geduld! Schließlich haben wir in der Gegend noch zwei andere Baustellen, die noch nicht mal fertig verwirrt sind. Deutschland, dein Verkehrsberuhigungsprogramm deluxe!
avatar
01.06.2025 19:48


Na das stimmt mit den Baustellen, man sollte mal überlegen anstelle von einem Tankrucksack kleine Mini Picknick Tanktaxhen auf den Markt zu bringen, da kann man die Zeit an den Baustellenampeln nutzen. Da wird eine große Menge Sprit beim warten verbrannt.
avatar
01.06.2025 20:24


Da bin ich ganz bei dir. Statt auf der Bahn einen hubbel weg zu machen, werden Schilder mit  80, 60, 40  kmh aufgstellt und kontrolliert.
Ich finde das einfach nur zum kotzen. 
​Wir haben einen Bürokratieaufwand für allen möglichen Krams, aber leider kommt für uns als Souverän nichts heraus, was den finanziellen Aufwand, der getrieben wird, rechtfertigen würde.
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.
avatar
01.06.2025 19:54
Motorrad Reisen Motorradmagazin


In Norwegen spielt die Gefährdung anderer bei der Strafbemessung, meines Wissens, gar keine Rolle. Man wird immer gleich hart bestraft. Das System, das du nennst, existiert in Norwegen ggf. nicht, aber hierzulande auf jeden Fall. 

Bereits seit der StVO-Novelle von 1975 gab es für viele Ordnungswidrigkeiten gestaffelte Bußgelder:
– „ohne Gefährdung“,
– „mit Gefährdung“
– „mit Sachbeschädigung“
Motorrad & Reisen Redaktion
1 Antwort
avatar
02.06.2025 08:58


Also heißt es doch ab an den Tisch mit Vertretern aller Couleur und das Vernünftig machen. Kompromisse müssen alle eingehen.
Laute Bikes verärgern Anwohner. Fair Ride.