KTM zwischen Krise und Neustart: Entscheidung naht

BRP Rotax, Remus, Bajaj & Co: Wer übernimmt KTM? Nach Jobabbau und Schulden-Kahlschlag steht die Zukunft des Herstellers auf der Kippe. Entscheidung Ende April.
01.05.2025
| Lesezeit ca. 3 Min.
Bernhard M. Höhne

Der Alltag kehrt zurück – doch vieles hat sich verändert

Am Stammsitz der KTM AG ist auf den ersten Blick inzwischen wieder alles wie immer: Transporter liefern Waren an, LKWs holen frisch produzierte Motorräder ab, Bandarbeiter strömen mittags in den Feierabend und auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird an zukünftigen Produkten getüftelt. Business as usual. Kaum etwas deutet darauf hin, dass der Innvierteler Hersteller drei Monate lang ums Überleben rang. Erst der Blick auf die nun weniger gefüllten Mitarbeiterparkplätze offenbart die Opfer, die dafür gebracht wurden. Eine vierstellige Anzahl an Mitarbeitern hat in den vergangenen Monaten den Job verloren. Wie sich die Firma weiterentwickelt, hängt maßgeblich davon ab, welche Investoren bei den Mattighofenern einsteigen. Neuheiten dazu bleiben rar, erst in einigen Wochen wird es Klarheit geben.

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Kapitalerhöhung nach massiven Verlusten

Vorher hat KTM-Muttergesellschaft Pierer Mobility AG am vergangenen Freitag jedoch zunächst ernüchternde Neuigkeiten veröffentlicht: Der Verlust von rund der Hälfte des Grundkapitals zwingt das Unternehmen, eine Kapitalerhöhung in Angriff zu nehmen. Dieser Verlust eines signifikanten Anteils des Grundkapitals war jedoch erwartet worden, denn bereits im November stellte die Gesellschaft in Aussicht, dass vor allem die Kosten für den Personalabbau finanzielle Aufwendungen zur Folge haben würden.

Bajaj Auto übernimmt zentrale Rolle

Der Großteil der Kapitalerhöhung dürfte durch Bajaj Auto erfolgen. Die indische Firma ist bereits jetzt Hauptaktionär an der KTM-Mutter und hatte zuletzt 150 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die Produktion am KTM-Stammsitz in Mattighofen wieder hochfahren zu können, und zuletzt weitere 50 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Diese Darlehen sollen als Sacheinlagen eingebracht werden, zusätzlich zu 150 Millionen Euro in Form von Aktien. Auch diese Anteile dürften vorwiegend an Bajaj Auto gehen. Beschlossen werden soll dies Ende April in einer außerordentlichen Hauptversammlung.

Investorensuche läuft auf Hochtouren

Dann dürfte voraussichtlich auch feststehen, welche weiteren Investoren das Rennen gemacht haben, bei KTM einzusteigen. Insolvenzverwalter Vogl hatte bei der Sanierungsplantagsatzung, bei der im Februar ein faktischer Schuldenschnitt von KTM auf 30 % verabschiedet wurde, in Aussicht gestellt, dass die Investorensuche ebenfalls Ende April beendet würde.

CFMoto und andere Interessenten im Fokus

Bajaj Auto gilt dabei als gesetzt, nicht zuletzt durch die jüngst gewährten Darlehen, obendrein durch die bis ins Jahr 2011 zurückreichenden Verbindungen mit dem Hersteller. Seitdem produzieren die Inder für KTM in einem eigenen Werk die Einstiegsmodelle der 125er bis 390er-Baureihen und arbeiten derzeit für die Österreicher an der 650 Duke. Die bereits erfolgte künftige Ausrichtung der Mattighofener dürfte in enger Abstimmung mit Pune erfolgt sein. Auch CFMoto werden gute Chancen zugeschrieben. Die Chinesen produzieren die schwächeren Varianten des LC8c-Zweizylinders und die 790 Duke in Gänze. Zudem sind in Mattighofen Zweizylinder-Modelle in Arbeit, die auf CFMotos 450er-Baureihe basieren und das KTM-Logo tragen sollen. Auch in der Moto3-Rennserie gibt es bereits Verbindungen zwischen KTM und den Chinesen.

Weitere mögliche Partner und offene Strukturfragen

In österreichischen Medien wurde zudem Bombardier Recreational Products (BRP) als Interessent gehandelt – die Muttergesellschaft von Rotax und Can-Am. Auch Stephan Zöchling, Aufsichtsratsmitglied von Pierer Mobility und CEO von Auspuff-Lieferant Remus, brachte sich mehrfach ins Gespräch. Unklar ist derzeit auch die Struktur, in der die KTM AG und ihre Muttergesellschaft Pierer Mobility in die Zukunft gehen.

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25. April als entscheidender Termin

Sicher scheint nur, dass das Interesse an der Firma beträchtlich ist. Kein Wunder, schließlich hat die Marke, trotz aller jüngeren Verwerfungen, ein solides Standing am Markt und wäre mit Aufhebung des Sanierungsverfahrens Ende Mai schuldenfrei. Alles deutet darauf hin, dass die für den 25. April angesetzte außerordentliche Hauptversammlung für die Oberösterreicher richtungsweisend sein wird.

KTM: Produktionsstopp & Kapitalerhöhung bei Pierer Mobility verschoben

KTM stoppt erneut die Produktion – Kapitalerhöhung bei Pierer Mobility verzögert sich. Lieferprobleme und Investorensuche sorgen für Turbulenzen.
01.05.2025
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Heiko Mandl

Fertigungsstopp nach kurzem Neustart

Erst Mitte März war die Produktion am KTM-Stammwerk in Mattighofen nach dreimonatiger Pause neu gestartet worden, nun stoppen die Oberösterreicher ihre Fertigung abermals – voraussichtlich für weitere drei Monate. Schwierigkeiten beim Hochfahren der Fertigung waren durchaus erwartet worden. Demzufolge waren kürzlich die dreiwöchigen Werksferien von August auf Juli vorgezogen worden, auch um die Logistik der Fertigung anzupassen. Der erneute Fertigungsstopp kommt jedoch überraschend.

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Lohneinbußen, Kurzarbeit und Lieferengpässe

Erst Ende März, zwei Wochen nach dem Produktionsneustart, war eine innerbetriebliche Kurzarbeiterregelung ausgelaufen. Seither wurden Produktions- und Personalpläne beim Motorradbauer teils täglich angepasst, um die unstete Zustellung mit Bauteilen auszugleichen. Aus dem Umfeld der Innviertler war zu erfahren, dass Zulieferer durch zu kurze Vorlaufzeiten bei der Planung Lieferfristen nicht einhalten konnten. Das Problem sei dabei nicht, dass die Zulieferbetriebe nicht liefern wollen, sondern durch logistische Probleme nicht in der Lage gewesen seien. Genau die dadurch verzögerte und teils ausbleibende Belieferung ist es nun offenbar, die den neuerlichen Produktionsstopp nötig macht. Die Lagerbestände reichten lediglich für die Fertigung von 4.200 Motorrädern. Wie bei der Produktionspause im Winter tritt auch jetzt eine vergleichbare Betriebsvereinbarung in Kraft. Im Zeitraum vom 1. Mai bis 31. Juli stellt das Unternehmen abermals auf eine 30-Stunden-Woche um, samt entsprechenden Lohneinbußen für die Beschäftigten. Dies teilte KTM-CEO Gottfried Neumeister den Beschäftigten per Videomitteilung mit.

Kapitalbeschaffung unter Zeitdruck

Der Prozess für die für KTM nötige Fremdkapitalbeschaffung gestaltet sich unterdessen ebenfalls schwieriger als geplant. Bis zum 23. Mai muss KTM knapp 600 Millionen Euro auf ein Treuhandkonto seines Insolvenzverwalters überweisen, um die gesetzliche Sanierungsquote zu erfüllen und seinen Gläubigern zumindest 30 % der ihnen zustehenden Summen auszuzahlen. Gleichzeitig hat KTMs Muttergesellschaft Pierer Mobility infolge des verlustreichen Jahres 2024 die Hälfte seines Grundkapitals verloren, was eine Ansetzung einer außerordentlichen Hauptversammlung am 25.04.2025 nötig machte. In dieser Hauptversammlung sollte über eine Kapitalerhöhung abgestimmt werden, auch um die Voraussetzungen für den nötigen Einstieg von Investoren zu schaffen, die die Finanzierung der Sanierungsquote stemmen sollen.

Kapitalerhöhung erneut verschoben

Durch Verzögerungen bei der Suche nach eben jenen Investoren wurde aber zumindest die gerade angekündigte Kapitalerhöhung zunächst wieder verschoben. Das gab Pierer Mobility Anfang dieser Woche in einer Ad-Hoc-Meldung bekannt. Peter Vogl, Insolvenzverwalter der KTM AG, hatte bei der Sanierungsplantagsatzung in Ried Ende Februar geäußert, dass, falls alles nach Plan verlaufe, der Investorenprozess Ende April abgeschlossen sein könnte. So war die geplante Kapitalerhöhung auch als Grundlage für den benötigten Investoreneinstieg erwartet worden. Stattdessen sei Pierer Mobility nun zwar in der „Finalisierungsphase“ mit Eigen- und Fremdkapitalinvestoren, die „vorgeschlagenen Kapitalmaßnahmen könnten jedoch nicht unter den vorgeschlagenen Konditionen und innerhalb des vorgeschlagenen Zeitrahmens umgesetzt werden.“ Kurz: Die Gesellschaft benötigt mehr Zeit für Verhandlungen. Angesichts dessen wird auch die Veröffentlichung des Jahresergebnisses der Pierer Mobility verschoben, denn auch dafür braucht es verbindliche Zusagen von Geldgebern. Zusätzliche vorläufige Finanzkennzahlen solle es dennoch bis Ende April geben, so die Ad-Hoc-Mitteilung.

Erste Tranche kam knapp vor Frist

Positive Signale gebe es dennoch. Das österreichische Nachrichtenmedium „OÖNachrichten“ zitiert KTM-Insolvenzverwalter Vogl am Mittwoch damit, dass er von einer fristgerechten Begleichung der Sanierungsquote ausgehe: „Ich bin optimistisch.“ Es sei im Laufe des Verfahrens schon mehrmals vorgekommen, dass Geld erst kurz vor der unbedingten Notwendigkeit überwiesen worden sei. Dies war beispielsweise bei der ersten Tranche der Anlauffinanzierung durch Bajaj Auto der Fall, die weniger als 48 Stunden vor der Sanierungsplantagsatzung auf Vogls Treuhandkonto einging. Mit dieser war Pierer Mobility-Hauptanteilseigner Bajaj Auto in Vorleistung gegangen und hatte mit Darlehen von insgesamt 200 Millionen Euro den laufenden Betrieb bei KTM finanziert. Diese Darlehen sollten einen Teil der ursprünglich geplanten Kapitalerhöhung als Eigenkapital abdecken. Durch die Verschiebung dieser Kapitalerhöhung wurde die außerordentliche Hauptversammlung inhaltlich ausgehöhlt. Schließlich war sie zu ebendiesem Zweck überhaupt erst einberufen worden.

Weitere Geldgeber noch unklar

Welche Geldgeber genau den Fremdkapitalbedarf bei KTM finanzieren sollen und mit wem derzeit verhandelt wird, ist dabei weiterhin unklar. In österreichischen Medien wird weiterhin Bombardier Recreational Products als Interessent gehandelt, die Muttergesellschaft des Motorenherstellers Rotax. Auch Stephan Zöchling, Aufsichtsratsmitglied von Pierer Mobility und CEO von Auspuff-Lieferant Remus, brachte sich in der Vergangenheit mehrfach ins Gespräch, mutmaßlich in Verbindung mit weiteren Geldgebern. Anteile an KTM-Mutter Pierer Mobility hält auch CFMoto. Eine auf Basis einer Motorenplattform der Chinesen erdachte Modellfamilie mit 450 ccm Hubraum messenden Reihenzweizylindern befindet sich nach wie vor in der Entwicklung in Mattighofen. Den Vertrieb der Chinesen in Europa gibt KTM aber zum 1. Juni auf.


Pierer Mobility meldet Zahlen zu Milliardenverlust und Entlassungen

Pierer Mobility meldet für 2024 einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro und sucht dringend Investoren – die Zukunft der KTM-Mutter steht weiter auf der Kippe.
01.05.2025
| Lesezeit ca. 3 Min.

Vorläufige Geschäftszahlen für 2024 veröffentlicht

Pierer Mobility, die Muttergesellschaft der KTM AG, hat diese Woche vorläufige Geschäftszahlen für das Jahr 2024 bekanntgegeben. Der Schritt beruht auf einer Ausnahmegenehmigung. Ein geprüfter Jahresabschluss kann nur bei klarer Perspektive für die Firma erstellt werden. Zwar steht Pierer Mobility, laut Aussage zweier Ad-hoc-Mitteilungen, in der „Finalisierungsphase“ eines Einstiegs von Investoren zusätzlich zu Großaktionär Bajaj Auto, eine verbindliche Zusage steht jedoch noch aus. Aus dem gleichen Grund war eine für vergangene Woche anberaumte Kapitalerhöhung kurzfristig verschoben worden. Der endgültige Finanzbericht ist nun für den 30. Mai geplant.

Jahresverlust von 1,2 Milliarden Euro

Die provisorischen Zahlen der KTM-Mutter sind, wie erwartet, tiefrot. 1,2 Milliarden Euro Verlust hat sich das Jahr 2024 über angehäuft, die Verschuldung stieg auf 1,6 Milliarden Euro.

Stellenabbau betrifft über 2.000 Mitarbeiter

Noch dramatischer liest sich die Entwicklung der Mitarbeiterzahl: Im Zuge der Restrukturierung und bei den bereits im Vorfeld erfolgten Entlassungen haben insgesamt 1850 Mitarbeiter ihre Jobs verloren, der Großteil davon in Österreich. Im Juni werden durch den Verkauf von MV Agusta weitere 220 Stellen bei Pierer Mobility entfallen.

Absatzrückgang und Produktionskürzungen

Der Absatz brach um 21 % ein. Das Produktionsvolumen an allen Standorten der KTM AG, von denen der Stammsitz in Mattighofen der größte ist, wurde um mehr als ein Viertel verringert. Der Lagerbestand sank dabei auf das Gesamtjahr gesehen um 18 % in geringerem Maß. Es ist davon auszugehen, dass Rabattaktionen im Dezember, als die Produktion in Mattighofen bereits stand, diese Statistik noch geschönt haben dürften. Überkapazitäten waren der Grund für die Schuldenexplosion der Firma und die letztlich resultierende Insolvenz Ende November.

Wiederaufnahme des Abverkaufs aus Lagerbeständen

Entsprechend verkaufte KTM von Dezember bis Februar zum Großteil aus Lagerbestand und tut dies seit Montag erneut. Der kurzfristige Wiederaufbau der Lieferkette war eine zu große Hürde. Zulieferer, die teilweise exklusiv für KTM fertigen, hatten bei Bekanntgabe der Insolvenz im letzten Jahr ebenfalls Jobs abgebaut. Arbeitskraft und Know-how, die nun fehlen, um die Firma erneut beliefern zu können und nicht ersetzt werden können. Auf einige Bauteile soll es dem Vernehmen nach derzeit monatelange Wartezeiten geben. Im August sollen dennoch alle vier Produktionslinien in Mattighofen wieder mit voller Auslastung laufen.

Produktion in Indien und China fortgesetzt

Die Produktion bei den Partnern Bajaj in Indien und CFMoto in China wurde im Winter und wird auch jetzt inzwischen fortgesetzt. In welchen Stückzahlen, das ist nicht klar. Ebenso unklar ist nach wie vor, wie groß der übriggebliebene Lagerbestand der Marke aus Österreich derzeit ist.

Euro5+-Norm erschwert Verkauf in Europa

Die Rede ist davon, dass der Verkauf besser als erwartet verlaufe und sich die Preise stabilisiert hätten. Was dies genau bedeutet, bleibt offen. Da die Lagerbestände fast ausschließlich nicht nach der seit Januar gültigen Euro5+-Zulassungsnorm homologiert sind, erfolgt deren Abverkauf überwiegend außerhalb von Europa. Europa ist mit 38 % Verkaufsanteil jedoch mit Abstand der wichtigste Absatzmarkt der Innviertler.

Positives Signal für die Belegschaft in Mattighofen

Innerhalb der Arbeiterschaft am Stammsitz wird immerhin überwiegend positiv gedeutet, dass mit dem seit Montag erneut gültigen Produktionsstopp in Österreich keine neuerlichen Entlassungen einhergingen. Auch von Gewerkschaftsvertretern kamen positive Signale. Man gehe davon aus, noch gebraucht zu werden – das Unternehmen habe also Perspektive. CEO Gottfried Neumeister war bei der Sanierungsplantagsatzung, bei der im Februar der Schuldenschnitt vereinbart wurde, davon ausgegangen, dass kurz- und mittelfristig keine weiteren Entlassungen nötig werden würden. Auch bei der außerplanmäßigen Hauptversammlung letzten Freitag versuchte der KTM-Boss, positive Stimmung zu verbreiten. Inhaltlich hatte sie kaum noch Bewandtnis – die geplante Kapitalerhöhung wurde ja kurz vorher verschoben. Man sei in der Finalisierungsphase des Investoreneinstiegs, wird weiter betont. Auch in Ad-hoc-Mitteilungen, die rechtlich bindend sind.

Entscheidung über Investoreneinstieg bis 23. Mai

Bis zum 23. Mai hat die Firmengruppe noch Zeit, Abkommen zu schließen. Dann muss die Sanierungsquote – 600 Millionen Euro – auf dem Konto des Insolvenzverwalters eintreffen.


Der Countdown läuft: KTM gerettet?

Am 23. Mai ist die finale Frist im KTM-Insolvenzverfahren. Wie am Wochenende bekannt wurde, scheint die Aufhebung des Prozesses nah. Der Finanzier ist dabei ein Bekannter und könnte eine wechselvolle Geschichte endgültig beenden.
18.05.2025
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«Back on Track». Also „Zurück in der Spur“. Mit diesen Worten wurde die Pressemitteilung der Pierer Mobility AG am 25. Februar überschrieben. An diesem Tag fand die Sanierungsplantagsatzung für die KTM AG und zwei Tochterfirmen am Bezirksgericht in Ried im Innkreis statt. Das Kommuniqué wurde noch aus dem Gerichtssaal veröffentlicht und am gleichen Abend wurde eine Lichtshow am Stammwerk von KTM in Mattighofen in Gang gesetzt. Die Wirkung sollte in beiden Fällen die gleiche sein: ein Signal des Aufbruchs.

Kurzfristige Erholung, erneuter Rückschlag

Die folgenden Wochen waren stattdessen wechselhaft: Mithilfe von Anteilseigner und Produktionspartner Bajaj wurde die Finanzierung des Produktionsstarts in Mattighofen gesichert, und auf den ersten Blick schienen die Abläufe in Mattighofen schon Mitte März wieder wie gewohnt. Doch nur wenige Wochen später wurde am Stammsitz in der Stallhofener Straße die Montage wieder unterbrochen. Akuter Teileemangel zwang die Verantwortlichen, die Produktion abermals zu pausieren.

Unterschätzte Anlaufprobleme nach dem Stillstand

Dabei war man sich in der Firma der Schwierigkeit der Aufgabe, nach so langer Pause die Fertigung neu anlaufen zu lassen, im Vorfeld durchaus bewusst. Bei den Zulieferern waren Manpower und Know-how verloren gegangen und konnten kurzfristig nicht ersetzt werden. Dementsprechend waren abseits der Mikrofone bei der Verkündung des Neustarts Ende Februar an manchen Stellen auch Zweifel zu vernehmen. Man setzte, so war aus Zuliefererkreisen zu hören, auf die Marktmacht der Firma in der Region und auch auf das Prinzip Hoffnung. Ein Risiko, das nicht aufging.

Die Unsicherheit wächst in Mattighofen

Im Ort Mattighofen war die Nervosität zuletzt mit Händen zu greifen. Der erneute Produktionsstopp hat die Bewohner vorsichtig gemacht. Der Ort steht und fällt mit dem Schicksal des Motorradherstellers – KTM ist in der Region, trotz der Entlassungen der letzten Monate, noch immer mit Abstand größter Arbeitgeber.

Keine Einigung mit Investoren, neue Unruhe durch Rechtsstreit

Dass nicht, wie erhofft, schon Ende April die ersehnte Übernahme der dreißigprozentigen Schuldenquote durch einen Investor oder strategischen Partner gelang, erhöhte die Unsicherheit. Obendrein sorgte ein Rechtsstreit für Unruhe, bei dem Ex-KTM-CEO und Chef der KTM-Dachgesellschaft Stephan Pierer gegen Aufsichtsratsmitglied Stefan Zöchling vor Gericht zog. Der seit Januar im Aufsichtsrat der Mattighofener tätige Zöchling hatte die Rückzahlung eines Darlehens fällig gestellt, das im Dezember die Rückabwicklung einer Immobilientransaktion im Pierer-Firmenverbund ermöglichte und damit indirekt den fortlaufenden Betrieb bei KTM sicherte.

Zöchling, Wolf, BRP-Rotax: Spekulationen um mögliche Investoren

Zöchling brachte sich selbst immer wieder als Interessent für ein Investment beim österreichischen Motorradhersteller ins Spiel. In österreichischen Medien wurde über Verbindungen zu Ex-Magna-Manager Siegfried Wolf spekuliert. Auch BRP-Rotax soll zuletzt noch im Rennen gewesen sein, die unweit vom KTM-Stammsitz Motoren fertigen. Die inzwischen erfolgte Kündigung des Vertriebsvertrags von CFMoto mit KTM für die DACH-Region wurde weithin als Distanzierung der Chinesen gedeutet.

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Verdacht auf Bajaj als Retter – 566 Millionen Euro bereitgestellt

Am Wochenende verdichteten sich nun die Anzeichen, dass der indische Anteilseigner Rajiv Bajaj abermals einspringen und die Schuldenquote der KTM AG übernehmen wird. Bis zum Freitag, dem 23. Mai, ist Zeit dafür. Im Rahmen einer Meldung an die mumbaier Börsenaufsicht, vergleichbar mit einer Ad-Hoc-Mitteilung im europäischen Aktienrecht, wurde offiziell bekannt, dass die Bajaj Auto International BV bei drei Banken Kredite über insgesamt 566 Millionen Euro bei einer Laufzeit von einem Jahr aufgenommen hat. Eine der Banken, die Citigroup, ist gleichzeitig die Bank, die von der KTM AG mit der Suche nach potenziellen Investoren beauftragt wurde. Der genannte Betrag soll von Bajaj für Investitionen verwendet werden. Eine Bestätigung der Verbindung zum KTM-Insolvenzverfahren steht noch aus, kann aber aufgrund der zeitlichen Nähe der Protagonisten und des Betrages als wahrscheinlich gelten.

Bajajs Rolle und mögliche Komplettübernahme

Bajaj Automotive finanzierte den Weiterbetrieb in Mattighofen seit März mit monatlich 50 Millionen Euro. Vorkaufsrechte auf Aktien waren Auslöser des juristischen Streits zwischen Ex-CEO Pierer und Aufsichtsratsmitglied Zöchling. KTM verbindet eine langjährige Geschäftsbeziehung mit den Indern, die seit 2011 die Einstiegsmodelle der Österreicher fertigen und auch aktuell Volumenmodelle für die Innviertler entwickeln und fertigen.

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Frist bis 23. Mai: Entscheidung über Zukunft von KTM

Die kommenden Tage werden zeigen, welche Folgen der mutmaßliche Deal mit Bajaj bei den Österreichern hat. Als eine Möglichkeit gilt, dass Bajaj der KTM AG den nötigen Betrag als Darlehen gibt, das bei ausbleibender Rückzahlung in Anteile gewandelt wird. Damit würde der indische Hersteller die Österreicher möglicherweise komplett übernehmen. Die Zahlung muss bis zum 23. Mai auf dem Treuhandkonto von Insolvenzverwalter Vogl eintreffen. Spätestens dann ist auch mit einer offiziellen Verlautbarung zu rechnen.


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Kommentare (22)
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19.05.2025 10:12


Dem globalen Trend wird man sich nicht widersetzen können, wenn man beachtliche Stückzahlen absetzen will.
Heißt, eine Produktion in Österreich wird sich nicht lohnen. Maximal für die HighEnd Produkte (1390er Reihe).
Mit dem weiteren Einstieg eines bisherigen Partners wird die Verlagerung der Produktion einhergehen.
Warum laufen, wenn man zwei gesunde Reifen hat?
1 Antwort
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19.05.2025 12:25


Das sehe ich auch so!
Geduld ist eine Tugend, die so wenige noch besitzen. 
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19.05.2025 10:07


Das rapide Wachstum von KTM in den letzten 10 Jahren hat die Fa. überholt.  Ja, die Geschäftsführung in hat da einfach versagt in der Zeit..
Aber wenn jetzt die richtigen Schritte eingeleitet werden, dann wird KTM wieder auf die Beine kommen.
Davon kann man ausgehen, denke ich.
Das traurige ist, dass in der Regel eine massive Umstrukturierung und insbesondere erst einmal ein Personalabbau erforderlich sein wird.
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19.05.2025 12:28


Wenn weniger zu tun ist, das ist Personalabbau die logische Folge. Ich befürchte nur, dass der "Kopf" ähnlich "dick" bleibt und nur der Unterbau entschlackt wird. Aber ohne gutes Fundament, keine Stabilität.
Geduld ist eine Tugend, die so wenige noch besitzen. 
4 Antworten
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19.05.2025 15:36


Es gibt wenige Betriebe die bei Schieflage eine strukturierte Vorgehensweise anwenden. Bei der Masse von Betrieben in Schieflage wird erstmal gezeigt wie toll man ist und weiß wie Summen eingespart werden können. Das geht am besten beim kleinen Mann, massive Entlassungen sind eine schöne Zahl zum vorzeigen, welche Qualität verloren geht will zuerst niemand wissen. Ich würde die Vorgehensweise wählen und meine Prozesse anzuschauen. Wo werden Arbeiten doppelt oder dreifach gemacht? Kalkulationen, Einkaufspreise, Qualitätssicherung, Benchmarks, nur um einige Dinge zu nennen. Hat sich ein "Wasserkopf" gebildet mit der Verwaltung die sich selbst verwaltet? Die Geschäftsführung muss das Wohl der Firma und der Mitarbeiter vertreten, in der Regel schaut die Geschäftsführung erst nach den eigenen Pfründen. Dann kommt lange nichts und dann vielleicht der Mensch der arbeitet.
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19.05.2025 17:35


Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich lachen. Da hängen die ganzen Familien im Hintergrund mit ihren Kosten und Krediten.
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19.05.2025 16:12


Wahre Worte!

Irrwitzig wird es dann, wenn man sich als Unternehmen dann noch besondere Verantwortung für die Mitarbeiter auf die Fahne schreibt und soziale Kampagnen fährt...
Geduld ist eine Tugend, die so wenige noch besitzen. 
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18.05.2025 22:07


Es ist schon faszinierend wie man sich als Geschäftsleitung um 1,6 Milliarden verspekulieren kann. Mit Motorrädern....
Ich fand ja die KTM Mopeds optisch nicht wirklich ansprechend. Auch der Preis war immer Recht hoch. Schauen wir mal wie es mir den neuen Bajaj Mopeds dann wird. Vielleicht richten die Inder das
Ich wünsch dir immer ne Hand breit Asphalt unterm Gummi.
1 Antwort
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18.05.2025 22:30


Ja es ist manchmal erstaunlich, wie Geschäftsergebnisse zustande kommen. Da frag ich mich, wer für gerarde steht? Wenn der normale Bürger seinen Forderungen nicht nachkommt, wird er sofort gegriffen bzw. Maßnahmen eingeleitet. Dann versengt/verliert die Geschäftsleitung 1,6 Milliarden €, ich habe nur Fragezeichen vor dem Kopf.
4 Antworten
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18.05.2025 22:51


Vor allem die Zahl an Fehlkalkulation. 1,6 Milliarden. Bei 220000 verkauften Motorrädern im Jahr ca, macht das 7300€ pro Motorrad Fehlkalkulation. Was wahrscheinlich auch die durchschnittlichen Herstellungskosten sind. Man müsste 500000 Motorräder bauen und nur die Hälfte verkaufen. Ich versteh nicht wie man so arg daneben liegen kann
Ich wünsch dir immer ne Hand breit Asphalt unterm Gummi.
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19.05.2025 12:19


Ich denke mal, dass man die Rechnung so einfach nicht aufmachen kann. Da sind sicherlich noch andere Kosten und Verpflichtungen, die die Bilanz belasten. Es geht über die Immobilien, die Maschinen, Personalwesen und sonstwas hinaus. Vielleicht sind die auch nur einfach zu schnell groß geworden und irgendwann kam mal der Knick und die Finanzierung ist komplett aus dem Rahmen gelaufen. Aber wie schon einmal geschrieben; dafür gibt es einen Aufsichtsrat der zu gegebener Zeit in dieses Räderwerk lenkend eingreifen muss und das scheint man hier versäumt zu haben, oder man ist nach Gutsherrenart einfach darüber hinweg gegangen und zum Schluß baden es wieder die Arbeitnehmer und die Allgemeinheit aus.
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.
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19.05.2025 13:06


Da hast du vollkommen recht. Hier wurde es versäumt rechtzeitig einzugreifen und entgegenzusteuern oder notfalls die Bremse zu ziehen. Immer höher, immer größer, immer weiter - funktioniert halt nicht immer. Dann hoffen wir mal das KTM nach einer Umstrukturierung wieder auf die Beine kommt, sicher erst einmal nicht ohne an der Personalschraube zu drehen um Kosten einzusparen.
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18.05.2025 19:31


das hickhack kann für keine marke der welt gut sein... man sagt ja immer dass jede PR gut sei... aber in diesem Fall trifft das wohl nicht zu... das ist ein bleibender schaden für viele viele jahre
Volle Haare, voller Tank, alles andere wird sich zeigen.
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30.04.2025 17:31


Liest sich so als wäre das Schiff schon versunken. Vor 3 Tagen und jetzt kommen die Rettungsringe. Die wahnsinnige Fehlkalkulation. Die Millionen die in die Rettung fließen gefühlt auch den Abgrund hinunter
Ich wünsch dir immer ne Hand breit Asphalt unterm Gummi.
1 Antwort
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04.05.2025 15:44


Es ist Wahnsinn wie viele Millionen hier wirklich fehlen.
Wenn man deutsche Zulassungsstatistiken anschaut, müsste wohl jedes verkaufte Bike eine KTM werden um die Marke irgendwie retten zu können....
dLzG Mark
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27.04.2025 11:14


Bei KTM lag schon seit einigen Jahren "etwas im Argen". Wäre schade, wenn diese tollen Motorräder in der Versenkung verschwinden würden. Können wir nur hoffen, dass finanzkräftige Investoren das Schiff wieder zum Laufen bringen. Mein erstes Motorrad 1980 war eine KTM 420 Motocross. Eine gewisse Verbundenheit zur Marke besteht bis heute. Die Arbeitsplätze in Mattighofen und die Marke KTM sollten uns erhalten bleiben!
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27.04.2025 10:04


Wäre sehr schade wenn es hier in Zukunft nicht weiter geht. 
Wir brauchen viele verschiedene Marken um Entwicklungen, Innovationen und auch den Preiskampf beibehalten zu können. 
Auch brauchen wir die Arbeitsplätze!

Es wär schade wenn es in Zukunft nur noch Motorräder aus Fernost zu attraktiven Preisen gibt. 

Bin zwar selbst BMW Fahrer, aber die Konkurrenz belebt das Geschäft und treibt die europäischen Hersteller stetig voran!

Drücke KTM die Daumen, dass es weiter geht!?
dLzG Mark
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27.04.2025 00:45


Die Lage für die KTM-AG scheint immer noch kritisch. Anscheinend ist die finanzielle Absicherung der geplanten Produktion nicht sicher. Auch wird es schwer werden, das sicher verloren gegangene Vertrauen potentieller Käufer wieder zu erlangen. Es wäre nicht der erste bekannte Markenname, welcher von der Bildfläche verschwindet. Es geht nun mal letztlich um das knallharte Geschäft.
1 Antwort
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28.04.2025 20:17


Die entsprechenden Leutchen werde schon Ihr Schäfchen ins Trockene gebracht haben
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.
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26.04.2025 19:55


Hoffentlich geht das gut. Da hängen Schlußendlich jede Menge Arbeitsplätze dran und die Mopeds aus Mattighofen sind ja nun auch ein ordentliches Produkt. Ich würde diese Dinger echt vermissen.
Ein Fremder ist ein Freund, den Du nur noch nicht kennen gelernt hast.